Schwedischer Erzbischof besucht Kakuma-Flüchtlingslager
„Die Kürzung von Hilfsgeldern kostet bereits Menschenleben“, sagt Erzbischof Martin Modéus, Erzbischof der Schwedischen Kirche nach seinem Besuch des Kakuma- Flüchtligslagers Anfang September.

Erzbischof Martin Modéus spricht mit Geflüchteten im Lager Kakuma. Foto: LWB/ M. Lukulu
„Humanitaräre Hilfe zeigt konkrete Wirkung”“
(LWI) - Herzzerreißend und emotional: Erzbischof Martin Modéus von der Kirche von Schweden hat das Lager Kakuma in Kenia besucht. Der Besuch Anfang September diente dazu, auf die Auswirkungen der vor kurzem beschlossenen Mittelkürzungen für Menschen aufmerksam zu machen, die vor Krieg und Gewalt geflüchtet sind. Der Erzbischof sprach mit Geflüchteten und konnte sich aus erster Hand von den Bedingungen überzeugen, unter denen die Menschen in Kakuma leben.
Kakuma wurde 1992 errichtet, damals unter anderem für ehemalige Kindersoldaten aus dem Sudan. Inzwischen leben dort mehr als 300.000 Menschen, die Hälfte davon Kinder. Act Church of Sweden arbeitet in enger Partnerschaft mit dem Lutherischen Weltbund (LWB) zusammen, der von Anfang im Lager im Einsatz war. Geflüchtete aus 23 Länder leben hier, in erster Linie aus dem Südsudan, Somalia und Burundi. Act Church of Sweden ist an mehreren Initiativen im Camp beteiligt, wobei der Schwerpunkt auf der Unterstützung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen liegt.
Aufgrund massiver Kürzungen in der humanitären Hilfe einiger Geberländer hat sich die Situation im Lager in den vergangenen Monaten zunehmend verschärft. Die Lebensmittelrationen wurden gekürzt. Im Lager herrschen Hunger, Angst und Proteste. „Es ist herzzerreißend. Hier kommen zahlreiche Emotionen ins Spiel. In erster Linie Mitgefühl“, sagte Erzbischof Modéus. „Niemand sollte ein solches Leben führen müssen – aber hier sehen wir auch, wie die Einstellung der westlichen Welt heute im Hinblick auf humanitäre Hilfe aussieht: Wie ist es möglich, dass die Unterstützung gerade dann eingeschränkt wird, wenn der Bedarf zunimmt?” fragte er.
Wie ist es möglich, dass die Unterstützung gerade dann eingeschränkt wird, wenn der Bedarf zunimmt?
Martin Modéus, Erzbischof der Kirche von Schweden
„Humanitäre Hilfe zeigt konkrete Wirkungen“
In Ostafrika und am Horn von Afrika haben nach Einschätzung der Vereinten Nationen mehr als 25 Millionen Menschen aufgrund von Konflikten und Extremwetter wie Dürren ihre Heimat verlassen. Während seines Besuchs hat sich Erzbischof Modéus auch in einem Aufnahmezentrum aufgehalten, das zurzeit mehr als 8.000 neue eingetroffene Geflüchtete aufgenommen hat, obwohl es für nur 3.000 Menschen gebaut wurde. Modéus konnte sich über das Aufnahmeverfahren informieren, besuchte unterschiedliche Notunterkünfte und sprach mit mehreren Familien über ihre Erfahrungen.
„Die Rationen der am meisten Bedürftigen wurden auf 40 % des für Geflüchtete geltenden Mindeststandards gekürzt. Die meisten anderen bekommen überhaupt keine Lebensmittel mehr. Sie müssen selbst sehen, welche prekären Möglichkeiten der Selbstversorgung sie für sich nutzen können. Die Menschen sterben, wenn sie versuchen, in ihre Heimat zurückzukehren. Diese Mittelkürzungen kosten bereits Leben“, fügte Modéus hinzu.
Im Auftrag der LWB-Mitgliedskirchen und unterstützt durch ihre diakonischen Hilfswerke wie Act Church of Sweden sorgt der LWB in Kenia für Bildung, Lebensunterhalt, Sport und Kultur und den Schutz von mehr als 232.000 Vertriebenen. Das LWB-Team organisiert Fußballturniere und jedes Jahr die Talentshow „Kakuma Got Talent“.
„Das sind beeindruckende Menschen“, sagte Erzbischof Modéus nach seinem Treffen mit dem LWB-Personal. „Sie inspirieren zu einem festen Glauben an die Willenskraft des Menschen und seine Fähigkeit, zu helfen, und sie belegen eindeutig, dass humanitäre Hilfe konkrete Wirkungen zeigt.“

Die schwedische Delegation mit dem LWB-Team. Foto: LWB/ M.Lukulu