Norwegen: Kirchenglocken läuten für die Menschen in Gaza
Mit Glocken, Kerzen und Gebeten rufen Norwegens Kirchen am Donnerstag zum Frieden im Gazastreifen auf.

Der Nidarosdom in Trondheim, Norwegen. Foto: CC von Molde20
Kirchenleitung ruft zur Solidarität auf – Aktion soll auf humanitäre Katastrophe im Gazastreifen aufmerksam machen
(LWI) – Die Kirchenleitung der Norwegischen Kirche ruft Gemeinden im ganzen Land dazu auf, am 7. August die Kirchenglocken zu läuten. Damit setzt sie ein öffentliches Zeichen gegen das Schweigen angesichts der anhaltenden humanitären Katastrophe in Gaza, und fordert ein Ende der Gewalt.
„Mit mehr als 60.000 Todesopfern seit dem Hamas-Angriff im Oktober 2023 und der darauffolgenden Militäroffensive Israels im Gazastreifen fühlen wir uns alle berufen, etwas zu tun”, sagte der Leitende Bischof der Norwegischen Kirche, Olav Fykse Tveit. “Deshalb rufen wir die Kirchen im ganzen Land auf, sich den Kathedralen anzuschließen und am Donnerstag, den 7. August, um 15 Uhr die Glocken zu läuten.“
Auch Harald Hegstad, Moderator des Nationalrates der Norwegischen Kirche, unterstützt den Aufruf: „Solche Bilder, wie wir sie derzeit aus Gaza sehen, hat die Welt lange nicht mehr gesehen. Das verlangt eine Antwort von uns, sowohl als Mitmenschen als auch als Kirche. Ich hoffe deshalb, dass sich möglichst viele an dieser solidarischen Aktion beteiligen.“
Solche Bilder, wie wir sie derzeit aus Gaza sehen, hat die Welt lange nicht mehr gesehen. Das verlangt eine Antwort von uns, sowohl als Mitmenschen als auch als Kirche.
Harald Hegstad, Moderator des Nationalrates der Norwegischen Kirche
Ein Licht in dunkler Zeit entzünden
„Wir ermutigen alle Kirchen, ihre Türen zu öffnen und Menschen einzuladen, Kerzen anzuzünden und Fürbitten zu sprechen, als konkretes und symbolisches Zeichen der Hoffnung in dieser dunklen Zeit“, fügte Hegstad hinzu.
Bereits im Mai hatte die Bischofskonferenz der Norwegischen Kirche erklärt: „Als Mitmenschen können wir angesichts dieser Entmenschlichung nicht schweigen.“ Die Kirchenleitung forderte damals einen erneuten Waffenstillstand, die Freilassung aller Geiseln, unbeschränkten Zugang für humanitäre Organisationen zum Gazastreifen sowie ein Ende der Gewalt gegen die palästinensische Bevölkerung im Westjordanland.
An der Initiative werden sich auch andere lutherische Kirchen in der Region Nordeuropa beteiligen, darunter viele Gemeinden in Schweden, Island und Finnland. Die Bischöfin der Isländischen Kirche, Guðrún Karls Helgudóttir, kündigte an, dass die Glocken der drei Kathedralen des Landes – in Reykjavík, Skálholt und Hólar – am Donnerstag um 13 Uhr läuten werden. „Die christliche Kirche darf nicht schweigen“, betonte sie, „und deshalb rufen die Bischöfe die Pfarrerinnen und Pfarrer der Kirchen in Island dazu auf, ebenfalls ihre Glocken zu läuten.“
"Wortloses Gebet für die Menschlichkeit"
In Finnland werden am Donnerstag um 16 Uhr in allen Domkirchen die Kirchenglocken läuten. Alle neun Bischöfe der Diözesen haben die Gemeinden eingeladen, sich nach ihren Möglichkeiten am Läuten der Friedensglocken und an einem gemeinsamen Gebet für den Frieden zu beteiligen. „Mit dem Läuten der Kirchenglocken zeigen wir unsere Solidarität mit den vom Krieg Leidenden und laden gleichzeitig die Menschen in der Stadt zum Gebet für den Frieden ein. Das Glockenläuten ist ein wortloses Gebet für die Menschlichkeit und das Leben", sagte Olli-Pekka Silfverhuth, Domprobst der Kathedrale von Tampere.
In Schweden werden die Kirchenglocken kommendes Wochenende während der Sonntagsgottesdienste geläutet – „im Gebet für Gaza, für Frieden in Israel und Palästina und für alle, die unter diesem entsetzlichen Krieg leiden“, sagte der Erzbischof der Schwedischen Kirche, Martin Modéus.
In Jerusalem rief der Leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land, Dr. Sani Ibrahim Azar, alle Kirchen der Region auf, sich dieser Solidaritätsbekundung mit den vom Konflikt betroffenen Menschen anzuschließen: „Ich hoffe, dass das Läuten der Glocken bis zu Gott und in die Ohren der Menschen dringt – als Erinnerung an alle, die in Gaza leiden.“