Weihnachtsbotschaft: Das Licht füreinander sein
In seiner Weihnachtsbotschaft erinnert LWB-Präsident Stubkjær an einen Besuch in Bethlehem vor Kurzem und spricht über den Aufruf zu Hoffnung, der zentrales Element der Weihnachtsgeschichte ist.
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LWB-Präsident Bischof Stubkjær über Aufruf zu Hoffnung, der zentrales Element der Weihnachtsgeschichte ist
(LWI) – Durch die Geburt des Christuskindes kommt Gott uns nahe und erinnert uns daran, dass wir „selbst an den hoffnungslosesten Orten“ Licht und Hoffnung in die Dunkelheit bringen sollen. In einer Botschaft an die Kirchen und Gemeinden überall auf der Welt spricht der Präsident des Lutherischen Weltbundes (LWB), Bischof Henrik Stubkjær, über den Aufruf zu Hoffnung, der zentrales Element der Weihnachtsgeschichte ist.
Vor über 2000 Jahren, so schreibt er, sei „Gott uns in Jesus Christus ganz nah gekommen […], um Gottes Gnade und Vergebung zu verkünden“. Doch diese Heilsbotschaft für alle Menschen sei kein isoliertes Ereignis gewesen, das sich in einem Stall in Bethlehem zugetragen habe, erklärt er weiter. Vielmehr sei die Weihnachtsgeschichte eine Erinnerung daran, dass „Gottes Erlösung […] uns erneut […] zuteil“ wird und uns zurüstet, Licht, Freude und Hoffnung in die Dunkelheit und Ungerechtigkeit der Welt zu tragen, so Stubkjær.
Wenn wir das Licht nicht sehen können, dann müssen wir selbst das Licht sein.
Schülerin der lutherischen Dar Al Kalima-Schule in Bethlehem
Der LWB-Präsident spricht zudem über einen Besuch bei der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Jordanien und im Heiligen Land vor Kurzem und erzählt, wie bewegend es gewesen sei, die Geburtskirche in Bethlehem zu besuchen, die „selbst eine Botschaft des Friedens und der Hoffnung inmitten grausamer Realitäten ist, inmitten von Unsicherheit, Unterdrückung und Isolation“. Im Anschluss an den Besuch in der Kirche traf er auch mit Schülerinnen und Schülern der von der lutherischen Kirche betriebenen Dar Al Kalima-Schule zusammen, die Kindern von der Vorschule bis zur 12. Klasse eine ganzheitliche Bildung bietet.
Stubkjær zitiert in seiner Botschaft Worte einer palästinensischen Schülerin, die von den Herausforderungen berichtete, mit denen sie und ihre Klassenkameradinnen und Klassenkameraden konfrontiert seien. „Es ist schwer, mit alllem, was um uns passiert, das Licht zu sehen“, sagte sie. „Aber wenn wir das Licht nicht sehen können, dann müssen wir selbst das Licht sein.“ Lasst uns in dieser gespaltenen Welt, in der Konflikte uns auseinanderreißen, so der LWB-Präsident abschließend, „mit den Worten dieser jungen Frau, ein Licht füreinander sein, wo immer wir uns auch befinden“.
Die Weihnachtsbotschaft im vollständigen Wortlaut:
Wir müssen das Licht sein
Denn die Gnade Gottes ist erschienen, um allen Menschen das Heil zu bringen ...
Titus 2,11
An einer Wand in einer Baracke eines Konzentrationslagers hatte ein Gefangener eine Inschrift eingeritzt: „Wir glauben an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint. Und wir glauben an Gott, auch wenn wir Gott nicht sehen!“
Die Inschrift ist ein unbändiger und starker Ausdruck der Hoffnung auf Gott, die selbst an den hoffnungslosesten Orten keimt. Die Botschaft ist in die Wand geritzt – vielleicht, um sie festzuhalten und sie mit den anderen Gefangenen zu teilen, um ihnen Mut und Hoffnung zu geben.
Wie der Gefangene schrieb auch der Apostel Paulus Worte der Hoffnung, um den Glauben zu stärken. Aber er ritzte diese Worte nicht in eine Wand. Paulus schrieb sie in einem Brief an seinen Freund, Glaubensbruder und Mitarbeiter Titus. Gemeinsam bauten sie auf der griechischen Insel Kreta eine neue Gemeinde auf. Als Paulus seine Missionsreise fortsetzen musste, ließ er Titus dort zurück mit der Aufgabe, Älteste für die neue Gemeinde auszuwählen. Bald darauf sandte er ihm diese ermutigenden Worte zurück:
Denn die Gnade Gottes ist erschienen, um allen Menschen das Heil zu bringen ...
Diese Worte bringen den Kern der Weihnachtsbotschaft zum Ausdruck: Dass Gott uns in Jesus Christus ganz nah gekommen ist, um Gottes Gnade und Vergebung zu verkünden. Sie erinnern uns an Gottes Eingreifen in die Welt vor über 2000 Jahren, an etwas, das bereits geschehen ist.
Gleichzeitig erinnern sie uns an etwas, das sich dieses Weihnachten wiederholen wird. Gottes Erlösung wird uns erneut als Gottes heilendes Wirken durch Jesus Christus zuteil – zur Freude der Menschen und zum Frieden in der Welt.
In Viborg, wo ich lebe, gibt es einen schönen kleinen See, der in einen Bach mündet. Über den Bach führt eine Brücke. Wenn man hier wandert, hält man oft inne und schaut auf das Wasser, das unter der Brücke hindurchfließt. Und dann gibt es zwei Möglichkeiten: Man kann in die Richtung schauen, in die das Wasser von einem wegfließt, oder man kann in die Richtung schauen, in die das Wasser zu einem hinfließt.
So kann es auch im menschlichen Leben sein. Oft fühlen wir uns dazu hingezogen, zurückzuschauen – zu vermissen, was war, zu seufzen über das, was nicht war, uns von Vernachlässigung, Versagen und Niederlagen bedrücken zu lassen oder einfach darüber nachzudenken, wie uns die Zeit entglitten ist.
Aber wir können uns auch in die andere Richtung wenden. Sehen, wie die Zeit zu uns kommt, wie es immer neue Möglichkeiten gibt. Wir können unseren Kopf heben, hoffen und nach vorne schauen.
Wir können die ermutigenden Worte des Paulus an Titus auch als an uns gerichtet verstehen, die wir heute die Aufgabe haben, Gottes Wort zu verbreiten und die Kirche aufzubauen, wie es Paulus einst tat. Diese Worte haben eine doppelte Bedeutung: Sie verweisen zurück auf die Geburt Jesu als ein Ereignis in der Heilsgeschichte, bei dem Gott den Menschen sehr nahe gekommen ist. Aber sie weisen auch nach vorne und erinnern uns daran, dass Gottes Erlösung jedes Jahr zu Weihnachten neu zu uns kommt und Hoffnung für die Gegenwart und Zukunft bringt.
Unlängst habe ich die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land besucht. Dabei hatte ich auch Gelegenheit, die Geburtskirche in Bethlehem zu sehen. Es war sehr bewegend, an diesem Ort zu sein, der selbst eine Botschaft des Friedens und der Hoffnung inmitten grausamer Realitäten ist, inmitten von Unsicherheit, Unterdrückung und Isolation. An genau diesem Ort kam Gottes Licht auf die Welt!
Doch gerade hier ist die Dunkelheit am tiefsten. Der Kontrast könnte nicht größer sein.
Aber wenn wir das Licht nicht sehen können, dann müssen wir selbst das Licht sein.
Nach unserem Aufenthalt in der Geburtskirche besuchten wir die Dar El Kalima Schule, die von der Lutherischen Kirche betrieben wird. Hier trafen wir mehrere Schüler. Eine junge Schülerin erzählte uns, wie es ist, heute in Bethlehem jung zu sein. Und sie schloss: „Es ist schwer, mit alllem, was um uns passiert, das Licht zu sehen. Aber wenn wir das Licht nicht sehen können, dann müssen wir selbst das Licht sein.“
Was für eine starke, mutige und versöhnliche Botschaft diese junge Palästinenserin uns vermittelt hat!
In einer Welt, die zunehmend gespalten scheint, in der Worte hart sein können und in der Konflikte – sowohl die großen in der Welt als auch die kleinen im Alltag – uns weiter auseinandertreiben, brauchen wir die Botschaft von Weihnachten. Denn Weihnachten spricht von dem, was uns verbindet. Es erinnert uns daran, dass Hoffnung nicht aus uns selbst, sondern zu uns kommt.
Inmitten all dessen, was uns trennt, klingen die Worte des Engels noch immer nach: „Fürchtet euch nicht – denn siehe, ich verkündige Euch grosse Freude!“ Möge das Weihnachtslicht in diesem Jahr Gerechtigkeit und Versöhnung ausstrahlen. Lasst uns, mit den Worten dieser jungen Frau, ein Licht füreinander sein, wo immer wir uns auch befinden.
Ich wünsche Ihnen und Euch allen frohe Weihnachten und ein gesegnetes Neues Jahr.
Bischof Henrik Stubkjær
Präsident des Lutherischen Weltbundes