Klimafinanzierung fair für alle gestalten
Während der UN-Klimakonferenz in Bonn haben der LWB und seine Partnerorganisationen eine Nebenveranstaltung zum Thema immaterielle Schäden und Verluste ausgerichtet und sich mit einem Aspekt des Klimawandels befasst, der oft ignoriert wird: Es geht um die emotionalen, kulturellen und sozialen Verluste, die Menschen erleben und die nicht mit Geld zu bemessen sind.

Eine Nebenveranstaltung während der 62. Sitzung der Nebenorgane der UN-Klimarahmenkonvention UNFCCC (SB62) hat es als dringende Aufgabe definiert, kulturelle, moralische und menschenrechtliche Dimensionen in die Strategien zur Klimafinanzierung zu integrieren. Foto: UN Climate Change - Lara Murillo
Glaubensgeleitete Erkenntnisse und die Perspektive indigener Völker führen zu einer neuen Sicht auf die Finanzierung klimabedingter Verluste und Schäden
(LWI) – Während der 62. Sitzung der Nebenorgane der UN-Klimarahmenkonvention UNFCCC (SB62) in Bonn, Deutschland, hat der Lutherische Weltbund (LWB) in Zusammenarbeit mit wichtigen Partnern eine hochrangig besetzte Nebenveranstaltung durchgeführt, die sich mit einer wichtigen, jedoch oftmals vernachlässigten Dimension der Klimapolitik befasst hat: den nicht-wirtschaftlichen Verlusten und Schäden (NELD).
An der Veranstaltung am 19. Juni haben aus dem Glauben handelnde Organisationen, indigene Führungspersönlichkeiten und Regierungsdelegierte aus Vanatu und Madagaskar teilgenommen und sich mit der Frage befasst, wie Mechanismen der Klimafinanzierung und besonders der Fonds zur Bewältigung von Verlusten und Schäden (FRLD) inklusiver, gerechter und effektiver werden können.
Neudeutung der Klimafinanzierung
Die Klimafinanzierung umfasst eine Vielzahl finanzieller Ressourcen und Investitionen, die zur Bekämpfung des Klimawandels eingesetzt werden. Dazu gehören sowohl Maßnahmen zur Minderung der Treibhausgasemissionen als auch zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels. Diese Maßnahmen spielen eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung besonders in den Entwicklungsländern.
Aber wie ist der Verlust eines heiligen Ortes, einer Sprache oder einer Lebensweise zu werten? Diese immateriellen Werte sind ungleich schwerer zu beziffern, haben jedoch für die Menschen besonders in den vulnerablen Gemeinschaften einen hohen Stellenwert. Die Podiumsgäste auf der Nebenveranstaltung haben es während der Diskussionen als dringende Aufgabe definiert, kulturelle, moralische und menschenrechtliche Dimensionen in die Strategien zur Klimafinanzierung zu integrieren.
Aus dem Glauben handelnde Organisationen mit ihrer tiefen Verwurzelung in den Gemeinschaften und ihren ethischen Grundsätzen bieten hier essenzielle Perspektiven, wenn es um die Thematisierung dieser nicht-wirtschaftlichen Verluste und Schäden geht. Ihr Engagement ist eine Voraussetzung für die Gestaltung von Klimaschutzmaßnahmen, die die Menschenwürde wahren und die gelebte Wirklichkeit widerspiegeln.
Advocacy-Arbeit für die Bewahrung der Schöpfung, Menschenrechte und Artenvielfalt
Elena Cedillo, LWB-Programmreferentin für Klimagerechtigkeit, und Budi Tjahjono, Internationaler Advocacy-Direktor von Franciscans International, haben NELD als ein Thema der Moral und nicht nur als politische Herausforderung bezeichnet. „Wir sprechen über Gerechtigkeit, Würde und über die Bewahrung der Schöpfung“, erklärten sie.
Klimagerechtigkeit bedeutet nicht nur das, was wir in Dollar beziffern können, sondern auch das, was sich dieser monetären Bewertung entzieht – unsere Kultur, unsere Identitäten und unser kollektives Wohlergehen.
Stephanie Stephens, Regierungsvertreterin von Vanuatu
Regierungsvertreterin Stephanie Stephens ging detailliert auf die im Inselstaat Vanuatu geleistete Pionierarbeit ein, die das Thema NELD zu einem integralen Bestandteil der nationalen Planung gemacht hat: „Klimagerechtigkeit bedeutet nicht nur das, was wir in Dollar beziffern können, sondern auch das, was sich dieser monetären Bewertung entzieht – unsere Kultur, unsere Identitäten und unser kollektives Wohlergehen.“
Haja Randriasandratana, in der Regierung zuständig für die Finanzierung von Maßnahmen zur Klimaanpassung, berichtete über die Erfahrungen, die Madagaskar mit seinen bisherigen immensen immateriellen Verlusten gemacht hat, darunter Vertreibungen und Verlust der Artenvielfalt: „Eine echte Klimagerechtigkeit muss auch unsichtbare, gleichwohl aber fundamentale Dimensionen wie soziale Heilung, kulturelle Resilienz und Wahrung der eigenen Identität berücksichtigen“, stellte er fest.
Jocabed Solano von Memoria Indígena konnte eindringliche Geschichten über indigene Gemeinschaften erzählen, die unverhältnismäßig stark von NELD betroffen sind, und setzte sich dafür ein, dass das Wissen indigener Völker und ihre Rechte bei Maßnahmen gegen den Klimawandel mit Priorität beachtet werden.
Dr. Katherine Braun, Referentin für Flucht und Menschenrechte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland , sprach über den Zusammenhang zwischen NELD und Binnenvertreibung und sieht es als wichtige Aufgabe der Klimafinanzierung an, unterschiedliche Auswirkungen besonders auf Frauen und vulnerable Gruppen zu berücksichtigen.
Die Veranstaltung war ein wichtiger Schritt in Richtung einer Neuausrichtung der Klimafinanzierung, um das gesamte Spektrum der immateriellen Verluste und Schäden zu berücksichtigen. Durch die Integration glaubensgeleiteter Erkenntnisse und der Perspektiven indigener Völker können politische Entscheidungen zu humaneren und effektiveren Antworten auf die Klimakrise führen.