Kirchenleitende gemeinsam auf dem Weg
Bischöfinnen und Bischöfe der Mitgliedskirchen erfahren bei der jährlichen Klausurtagung der neu gewählten Kirchenleitenden die große Vielfalt an Identitäten und Traditionen, von der die weltweite lutherische Kirchengemeinschaft geprägt ist.

Neu gewählte Kirchenleitende und LWB-Mitarbeitende in Bossey bei Genf, wo die RoNEL-Tagung stattfindet. Foto: LWB/A. Danielsson
Jährliche LWB-Klausurtagung der neu gewählten Kirchenleitenden stärkt Bischöfinnen und Bischöfe fürs Amt
(LWI) – „Als Bischöfe fühlen wir uns mitunter wie Einzelkämpfer. Deshalb tut es gut zu erfahren, dass wir alle im selben Boot sitzen.“ Bischof Ali Tote aus der Provinz Saskatchewan in Kanada ist einer von dreizehn kürzlich gewählten lutherischen Kirchenleitenden weltweit, die vom 31. August bis 9. September an der Tagung des Lutherischen Weltbundes (LWB) und dem LWB-Zentrum in Wittenberg teilnehmen.
Die jährliche Tagung für neu gewählte Führungskräfte (RoNEL) ist eine Gelegenheit für Bischöfinnen und Bischöfe aus Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes (LWB), sich mit ihren Amtskolleginnen und -kollegen auszutauschen, die in unterschiedlichen kulturellen und religiösen Umfeldern tätig sind. Eine Gelegenheit zum Gespräch über Herausforderungen, zum voneinander Lernen und um zu erfahren was es heißt, in einer weltweiten Kirchengemeinschaft in leitender Funktion tätig zu sein. Das Treffen beginnt zunächst in Genf, u.a. mit einem Besuch im Büro der Kirchengemeinschaft. Anschließend reisen die Teilnehmenden nach Wittenberg, wo sie auf den Spuren Martin Luthers mehr über die Geschichte der Reformation erfahren können.

Bishof Ali Tote von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kanada. Foto: LWB/P. Hitchen

Gruppenarbeit: Kirchenleitende diskutieren über die Werte, die ihren Dienst leiten. Foto: LWB/P. Hitchen
„Mit der Tagung wollen wir den neuen Kirchenleitenden einen Raum geben, in dem sie sich intensiv mit den Werten und Visionen auseinandersetzen können, die sie bei ihrem Dienst leiten können“, erklärt Pfarrerin Katariina Kiilunen, LWB-Programmreferentin für Kapazitätsaufbau und Führungsentwicklung. „Wir erörtern miteinander die strategischen Prioritäten des LWB, und insbesondere die Bedeutung einer verantwortungsbewussten Theologie und eines transformativen Leitungsverständnisses. Wir machen uns bewusst, wie diese fest im Evangelium und in der lutherischen Theologie verwurzelt sind, in unseren vielfältigen Kontexten allerdings auch ganz unterschiedlich aussehen können“, fügte sie hinzu.
Einer der diesjährigen Teilnehmenden ist Pfarrer Carlos Bonilla, Präsident der Lutherischen costa-ricanischen Kirche – einer der kleinsten Mitgliedskirchen des LWB mit rund 500 Mitgliedern und sieben Pfarrpersonen, die überwiegend aus den indigenen Gemeinschaften im Norden des Landes stammen. „In unserem Kontext“, so Bonilla, „legen wir den Schwerpunkt auf die Verkündigung und das Zeugnis des Reiches Gottes, das hier und jetzt mitten unter uns ist. Darin finden wir die Wurzeln der Hoffnung.“
Neben Bonillo sind auch zwei neu gewählte Kirchenleitende aus zwei der größten Mitgliedskirchen des LWB dabei: Bischof Oscar Lema aus der Diözese East of Lake Victoria (ELVD) der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania, der rund 8,5 Millionen Mitglieder angehören, und Bischof Victor Tinambunan, Leiter der Protestantis.

Pfarrerin Katariina Kiilunen, LWB-Programmreferentin für Kapazitätsaufbau und Führungsentwicklung. Foto: LWB/P. Hitchen

Die Teilnehmenden beim Spaziergang nach dem Abendgebet in Bossey bei Genf. Foto: LWB/P. Hitchen
Die HKBP ist eine von 13 Mitgliedskirchen in Indonesien, wo sich der christliche Glaube weiter ausbreitet, die lutherische Kirche jedoch weiterhin eine kleine Minderheit in dem bevölkerungsreichen, größtenteils muslimischen Land darstellt. Damit steht Lema vor ganz anderen Herausforderungen als die Verantwortlichen der Schwedischen Kirche, die seit der Reformation bis 1999 Staatskirche war. Bischöfin Teresia Boström, seit kurzem Leiterin der Diözese Härnosänd in Nordschweden, bemerkt, dass sich die Menschen trotz der starken Säkularisierung des Landes immer noch an die Kirche wenden, wenn es um die Taufe, Konfirmation, Trauung und Beerdigung geht. „Uns fehlen Pfarrpersonen“, sagt sie. „Sie kommen nicht gerne in meine Diözese, weil es schwierig ist, Arbeit für ihre Ehepartner oder Schulen für ihre Kinder zu finden.“
Wir wollen einen Ort schaffen, an dem die neu gewählten Bischöfinnen und Bischöfe respektvoll miteinander ins Gespräch kommen und ein Netzwerk zur gegenseitigen Unterstützung aufbauen.
Pfarrerin Katariina Kiilunen, LWB-Programmreferentin für Kapazitätsaufbau und Führungsentwicklung
Beim Austausch über die Geschichte und die aktuellen Anliegen ihrer Kirchen erfahren die Teilnehmenden „die groβe Vielfalt an Identitäten und Traditionen, die für die lutherische Welt prägend war und immer noch ist“, so Kiilunen. Die Stärke einer Kirche werde nicht in Zahlen gemessen, sondern an ihrem Zeugnis für die Gesellschaft heute, sagt Pfarrerin Sonia Skupch, Regionalsekretärin für Lateinamerika, die Karibik und Nordamerika. „Unsere Kirchen existieren nicht isoliert voneinander, sie sind miteinander verbunden“, betont sie. „Wir sitzen alle im selben Boot und sind gemeinsam unterwegs, ob in stürmischen Zeiten oder bei Sonnenschein.“
Bevor die Kirchenleitenden mit neu geknüpften Freundschaften und gestärkt für ihre Leitungsaufgaben wieder in ihre Heimatländer zurückreisen, geht es am Freitag noch von Genf nach Wittenberg. „Die RoNEL-Tagung möchte vor allem ein Ort sein, an dem die neu gewählten Bischöfinnen und Bischöfe respektvoll miteinander ins Gespräch kommen. So können sie ein Netzwerk aufbauen, das ihnen bei der Bewältigung ihres Arbeitsalltags hilft und sie weiterbringt“, erklärt Kiilunen.