Junge Stimmen in der weltweiten Kirchengemeinschaft stärken
Bereits 1984 beschloss der LWB auf seiner Siebten Vollversammlung, eine Jugendquote von 20 Prozent einzuführen, um die Beteiligung junger Menschen an allen Beratungen und Entscheidungsprozessen sicherzustellen. Inwiefern haben die Mitgliedskirchen diesen Aufruf umgesetzt?
![Charlotte Frank [dritte von rechts] von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland hört gemeinsam mit anderen jungen Delegierten LWB-Generalsekretärin Pfrin. Dr. Anne Burghardt [ganz links] bei der Vollversammlung in Krakau zu. Foto: LWB Junge Delegierte in Krakau](/sites/default/files/styles/ino_plain_1x_xs/public/2025-09/youth-advocacy.jpg_1.jpg.webp?itok=Y2oiXhnd)
Charlotte Frank [dritte von rechts] von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland hört gemeinsam mit anderen jungen Delegierten LWB-Generalsekretärin Pfrin. Dr. Anne Burghardt [ganz links] bei der Vollversammlung in Krakau zu. Foto: LWB
Mitgliedskirchen befassen sich mit Aufrufen der Dreizehnten Vollversammlung zu Jugendquote und Stimmrechten
(LWI) – Bei seiner jüngsten Vollversammlung im polnischen Krakau hat der Lutherische Weltbund (LWB) alle Mitgliedskirchen zur Umsetzung einer Jugendquote aufgerufen, um zu gewährleisten, dass junge Menschen „durch Teilnahme und Stimmrecht vollständig in Entscheidungsstrukturen und -prozesse eingebunden sind“. Doch wie gehen die Kirchen in den verschiedenen Regionen der Welt mit diesem Auftrag um, der bereits vor über 40 Jahren auf der LWB-Vollversammlung in Budapest formuliert wurde?
„Seit ich Jugendpräsident bin, setzen wir uns lautstark für dieses Thema ein“, sagt Francisco Gómes von der Lutherischen Kirche in Chile (ILCH). Seine Kirche hat kürzlich einen von ihm eingebrachten Antrag verabschiedet, der vorsieht, dass Jugenddelegierte Rederecht und Stimmrecht in allen Sitzungen des Synodalrats haben. „Zwar werden Jugenddelegierte schon seit Jahrzehnten offiziell zu Rat und Synode eingeladen, aber bisher ohne Stimmrecht“, erklärt Gómes. „Das ändert sich jetzt. Es sollte selbstverständlich sein und ist nur gerecht, dass wir nicht nur an den Diskussionen, sondern auch an den abschließenden Entscheidungen beteiligt sind.“
Auch in anderen Kirchen der Region Lateinamerika und Karibik – darunter Bolivien, Brasilien, Kolumbien und die Evangelische Kirche am La Plata – wurden Räume für eine stärkere Beteiligung und umfassende Stimmrechte junger Menschen geschaffen. Die Förderung von Leitungsverantwortung junger Menschen war eine der Prioritäten der Regionalen Vorbereitenden Konsultation 2023, und die letzten beiden LWB-Kirchenleitungskonferenzen für Nord-, Mittel- und Südamerika hoben die Bedeutung von Generationengerechtigkeit und generationsübergreifendem Dialog hervor. „Junge Menschen zu stärken und ihre Stimme hörbar zu machen, bedeutet letztlich, die ganze Kirche strukturell zu stärken“, betont Gómes.
Resolution von Budapest als Grundlage für Verfassungsänderungen
Bei ihrer jüngsten landesweiten Versammlung beschloss die Evangelisch-Lutherische Kirche in Amerika (ELCA), den Anteil junger Menschen (unter 18) und junger Erwachsener (18 bis 30) mit Stimmrecht in Versammlung, Rat, Ausschüssen und Kommissionen von 10 auf 20 Prozent zu erhöhen. Die Initiative zu dieser Verfassungsänderung ging von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus, die sich ausdrücklich auf den Beschluss der LWB-Vollversammlung 1984 in Budapest beriefen.
LWB-Ratsmitglied Khadijah Islam, stimmberechtigtes Mitglied der Bezirkssynode von La Crosse, erklärte: „Wir müssen begreifen, dass unsere Gespräche in diesen Gremien grundlegend unvollständig bleiben, wenn nicht auch die Stimmen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen gehört werden.“ Sie und andere verwiesen auf „die besondere Weisheit, die junge Menschen in Leitungs- und Entscheidungsprozesse einbringen“. Zugleich könne es Jugendliche in ihrer eigenen Berufung bestärken, wenn sie Gleichaltrige in Leitungspositionen wahrnehmen.
Die Kirche investiert viel in uns. Dieses Wissen und diese Energie wollen wir sinnvoll einbringen.
Charlotte Frank, Evangelische Kirche in Mitteldeutschland und Mitglied der LWB-Arbeitsgruppe zu Generationengerechtigkeit
Auch in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland können Jugendliche ab 16 Jahren seit Kurzem als stimmberechtigte Mitglieder in Synoden und Kirchengemeinderäte gewählt werden. „Früher waren wir in der Synode eher Gäste, jetzt sind wir vollwertige Mitglieder mit Stimmrecht“, berichtet Charlotte Frank, Synodale und Mitglied der LWB-Arbeitsgruppe für Generationengerechtigkeit.
„Die elf lutherischen Kirchen in Deutschland sind bei der Umsetzung der Jugendbeteiligung unterschiedlich weit, manche haben erst kürzlich entsprechende Gesetze beschlossen“, erläutert sie weiter. „Unsere Kirche gehörte schon vor über zehn Jahren zu den ersten. Deshalb setzen wir uns nun für weitere Schritte ein, etwa die Sicherung unserer Stimmrechte und die Senkung des Mindestalters von 18 auf 16 Jahre. Die bisherige Definition von ‚Jugend‘ bezog sich auf die Altersgruppe von 18 bis 27. Doch wir müssen auch Ältere einbeziehen, denn die Kirche investiert viel in uns. Dieses Wissen und diese Energie wollen wir sinnvoll einbringen.“
Die Mitarbeit in der LWB-Arbeitsgruppe, die derzeit ein Grundsatzpapier zu Generationengerechtigkeit erarbeitet, sei eine wichtige Möglichkeit, bewährte Strategien auszutauschen und von den Erfahrungen anderer zu lernen, sagt Frank. „In unserer Arbeitsgruppe sind Mitglieder aus allen Regionen vertreten. Dadurch gewinnen wir einen umfassenden Überblick und können die Prinzipien und theologischen Grundlagen von Generationengerechtigkeit aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.“
„Für uns in Deutschland geht es in erster Linie um einen Kulturwandel“, fügt sie hinzu. „Die rechtlichen Grundlagen sind da, aber wir denken nicht immer daran, die Stimmen junger Menschen in allen Prozessen und in allen Bereichen des kirchlichen Lebens zu berücksichtigen.“ Zur Vorbereitung auf die nächste LWB-Vollversammlung 2030 in Augsburg arbeitet Frank mit anderen jungen Menschen des Deutschen Nationalkomitees an einem Workshop zur Generationengerechtigkeit, der weltweit zum Einsatz kommen soll, „damit unterschiedliche Kirchen das Gespräch über wirksame Jugendbeteiligung beginnen können.“