Finnland: Hirtenbrief zum Thema Frieden
Bischöfinnen und Bischöfe der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands haben einen Hirtenbrief zum Thema Frieden veröffentlicht. Diese Erklärung der Kirchenleitung an die Gemeinden und die breitere Öffentlichkeit beleuchtet die Themen Frieden und Friedensaufbau aus verschiedenen Perspektiven.

Der Hirtenbrief zum Thema Frieden wurde an Kirchenleitungen und Gemeinden verschickt. Foto: Evangelisch-Lutherische Kirche Finnlands.
Hirtenbrief beleuchtet verschiedene Aspekte von Friedensaufbau
(LWI) – Die Bischöfinnen und Bischöfe der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands haben einen Hirtenbrief zum Thema Frieden veröffentlicht und betont, Frieden sei mehr als nur die Abwesenheit von Krieg. Mit dieser Botschaft an die Gemeinden und die breitere Öffentlichkeit will die Kirchenleitung zum Diskurs über Krieg und Frieden beitragen. Sie ergänzt die politische Debatte um ethische Überlegungen und setzt sich mit Themen wie gerechtem Krieg, Frieden in der Gesellschaft und innerem Frieden auseinander.
Der Brief unter der Überschrift „Aufruf zum Frieden“ ist der dritte in einer Reihe von Hirtenbriefen, in dem die Bischöfinnen und Bischöfe der Evangelisch-Lutherischen Kirche Finnlands zu aktuellen Themen Stellung beziehen. Der vorherige Brief „Die Sehnsucht des Gebets“ (2023) war eine Anregung zum Nachdenken über die Kraft des Gebets und seinen Platz im Alltag. Der aktuelle Brief konzentriert sich auf die Themen Frieden in der Welt, Frieden in der Gesellschaft und innerer Frieden.
Alte Ängste
„Mit dem Überfall der Russischen Föderation auf die Ukraine hat sich das Thema aufgedrängt“, sagt die Bischöfin von Espoo, Kaisamari Hintikka, die den diesjährigen Brief mitverfasst hat. „Es gibt Menschen in Finnland, die sich noch an den letzten Weltkrieg erinnern, und das hat bei vielen Menschen alte Ängste hochgeholt.“ Die geopolitische Lage habe nicht nur den finnischen Blick auf die transatlantischen Partnerschaften praktisch über Nacht verändert, sondern auch eine öffentliche Debatte über Aufrüstung und Pazifismus ausgelöst, so Hintikka.
Der Hirtenbrief beschäftigt sich aus verschiedenen Perspektiven mit Frieden und Friedensarbeit, dem Konzept eines „gerechten Kriegs“ und Überlegungen und Erfahrungen der beteiligten Bischöfinnen und Bischöfe selbst. „Die letzten 80 Jahre waren außergewöhnlich“, sagt Hintikka. „Wir mussten nicht viel Geld für Verteidigung ausgeben. Dadurch konnte mehr in soziale Sicherheit, Bildung und Gesundheit investiert werden. Die Menschen bekamen Zugang zu Dingen, die früher Luxus waren.“ Höhere Militärausgaben bedeuteten Kürzungen im Sozialbereich, also eine große Veränderung für die Gesellschaft, so die Bischöfin. „Und wenn wir diese Entscheidung treffen, müssen wir uns fragen: Wer soll das am Ende schultern?“
Kleine Alltagsentscheidungen
Der Brief verbindet theologisches Fachwissen mit dem Wissen von Fachleuten für Friedens- und Kriegsethik und mit vielen praktischen Erfahrungen aus der Friedensarbeit vor Ort. Zudem fließen die persönlichen Überlegungen und Erfahrungen der Bischöfinnen und Bischöfe ein. Das Schreiben wurde online veröffentlicht und direkt an die Diözesen und an Regierungsmitglieder verschickt.
Wir können immer zwischen Frieden und Konflikt, Liebe und Feindschaft wählen. Auch die kleinen Entscheidungen, die wir im Alltag treffen, sind wichtig.
Kaisamari Hintikka, Bischöfin von Espoo, Finnland
Hintikka hofft, dass die Publikation den gesellschaftlichen Diskurs über Frieden in all seinen Facetten bereichern wird. „Wir christlichen Gläubigen sind überzeugt, dass Frieden nicht nur die Abwesenheit von Krieg ist. Frieden bedeutet, dass Christus gegenwärtig ist“, sagt sie. „Wir können immer zwischen Frieden und Konflikt, Liebe und Feindschaft wählen. Auch die kleinen Entscheidungen, die wir im Alltag treffen, sind wichtig.“