Lutherische Europäische Kommission Kirche und Judentum tagt in Warschau

07 Juni 2024
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Teilnehmende der diesjährigen Jahreskonferenz der LEKKJ vor dem Warschauer Ghetto-Ehrenmal. Foto: LEKKJ

Teilnehmende der diesjährigen Jahreskonferenz der LEKKJ vor dem Warschauer Ghetto-Ehrenmal. Foto: LEKKJ

Die Jahreskonferenz der Lutherischen Europäischen Kommission Kirche und Judentum (LEKKJ) fand dieses Jahr vom 23. bis 28. Mai 2024 in Warschau statt. Ihr Thema lautete „Vom Trauma zur Hoffnung“.

Die Konferenz fand auf Einladung der Lutherischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Polen statt und wurde von Pfarrer Piotr Sztwiertnia organisiert. Die diesjährigen Delegierten kamen aus Österreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Rumänien, der Slowakei und Schweden. Bei der Eröffnung der Konferenz wurde der diesjährige LEKKJ-Preis 2024 an Professor Dr. Stanislaw Krajewski verliehen, um seinen Beitrag zum jüdisch-christlichen Dialog in Polen und auf internationaler Ebene in den letzten Jahrzehnten zu würdigen.

Das Thema der Konferenz wurde aus verschiedenen Blickwinkeln diskutiert. Bischof Dr. Adrian Korczago erläuterte die pastorale und seelsorgerliche Arbeit aus christlich-lutherischer Sicht, Dr. Michal Bilewicz, außerordentlicher Professor für Psychologie, aus einer sozialpsychologischen Perspektive. Das Bibelstudium konzentrierte sich auf das Buch der Klagelieder (Eikhah) und wurde unter der Leitung von Rabbinerin Tamarah Benima und Pfarrer Dr. Timotheus Arndt durchgeführt.

Viel Zeit wurde darauf verwendet, sich über das jüdische Leben im heutigen Polen zu informieren und es zu erleben. Alexander Grynberg und seine Schwester Antonina Grynberg, zwei junge Menschen, die in der Jüdischen Gemeinde Warschaus aktiv sind, informierten über Initiativen zur Schaffung einer lebendigen jüdischen Kultur auf den Überresten des einstigen pulsierenden jüdischen Lebens. Alexander Grynberg arbeitet für das Jüdische Gemeindezentrum, Antonina Grynberg für die jüdische Organisation Hillel.

Professor Krajewski hielt einen Vortrag über das jüdische Leben seit 1945 bis in die Gegenwart und über den Jüdisch-Christlichen Dialog, der 1985 in Polen begann. Die Delegierten nahmen an einem Synagogengottesdienst in der Reformgemeinde Ets Chaïm teil, sie besuchten das POLIN-Museum über 1000 Jahre jüdische Präsenz in Polen, besichtigten das ehemalige jüdische Ghetto und das Vernichtungslager Treblinka.

Neben dem Treffen mit Bischof Samiec und Bischof Korczago wurde die lutherische Präsenz in Warschau durch den Besuch der Himmelfahrtsgemeinde in Warschau hervorgehoben, wo die Delegierten die Gelegenheit hatten, Mitglieder der lutherischen Kirche zu treffen. Dies war besonders festlich, da Kinder in den Gottesdienst einbezogen wurden und Aktivitäten für sie und die Gemeindemitglieder anlässlich des Muttertags stattfanden.

Das im letzten Jahr gewählte Thema „Vom Trauma zur Hoffnung“ erwies sich angesichts der aktuellen Realität nach dem Pogrom vom 7. Oktober 2023 in Israel und dem anschließenden Krieg in Gaza sowie dem anhaltenden Krieg in der Ukraine und der damit verbundenen Belastung der persönlichen und institutionellen Beziehungen als sehr aktuell.

Die Debatten waren, wie immer, offen und direkt. Die Konferenzteilnehmer waren sich einig, dass der Dialog zwischen Christen und Juden heute sogar noch wichtiger ist als in den vergangenen Jahrzehnten.

LEKKJ-Präsident Dr. Andreas Wöhle (NL): „Es war wieder ein besonderer Moment der jüdisch-christlichen Begegnung in Zeiten der Not. Er zeigt die Notwendigkeit von Beziehungen, die auf Vertrauen, Respekt und gegenseitigem Verständnis aufbauen.“

 

Warschau, 28. Mai 2024 übersetzt aus dem Englischen

Die Lutherische Europäische Kommission Kirche und Judentum ist ein seit 1976 bestehendes Netzwerk, das sich regelmäßig mit jüdischen Gesprächspartnerinnen und -partnern trifft, um grundlegende Themen und aktuelle Entwicklungen der christlich-jüdischen Beziehungen auszutauschen und zu beraten. In dem Netzwerk sind derzeit Vertreterinnen und Vertreter aus über 15 europäischen Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbundes aktiv.

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