Eine bekennende Gemeinschaft bereitet sich auf Augsburg 2030 vor

16 Okt 2025

Führungspersonen lutherischer Kirchen aus ganz Europa haben ihre Konferenz in Lettland beendet, die unter der Überschrift „Hoffnung verkörpern, etwas bewegen“ stand.

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Gruppenfoto während der Europäischen Kirchenleitungskonferenz in der Luther-Akademie in Riga, Lettland

Teilnehmende kommen während der Europäischen Kirchenleitungskonferenz vom 6. bis 9. Oktober in der Luther-Akademie in Riga, Lettland, für ein Gruppenfoto zusammen. Foto: LWB/Albin Hillert

Europäische Kirchenleitende erkunden Möglichkeiten, in polarisierten Gesellschaften Zeichen der Hoffnung zu sein

(LWI) – „Wir Kirchenleitenden haben hier die große Vielfalt unserer lutherischen Gemeinschaft erlebt, die sich sogar in den drei europäischen Regionen zeigt.“ Zum Abschluss der Europäischen Kirchenleitungskonferenz in Lettland haben die Teilnehmenden über die positiven Erlebnisse und die Schwierigkeiten berichtet, die ihnen in der Auseinandersetzung mit dem unterschiedlichen Verständnis der lutherischen Identität und der unterschiedlichen praktischen Umsetzung dieser begegnet sind. Sie zeigten sich darüber hinaus zutiefst erfreut und dankbar, dass es mit der Konferenz gelungen sei, Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen zusammenzubringen, um miteinander zu diskutieren, gemeinsam zu beten, einander zuzuhören und nach Möglichkeiten und Wegen zu suchen, in polarisierten Gesellschaften Hoffnung zu verkörpern.

Die Europäische Kirchenleitungskonferenz vom 6. bis 9. Oktober, die in der Luther-Akademie in Riga stattfand, war vom Lutherischen Weltbund (LWB) in Zusammenarbeit mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands und der Lettischen Evangelisch-Lutherischen Kirche Weltweit organisiert worden. In der Auseinandersetzung mit dem Thema „Hoffnung verkörpern, etwas bewegen“ sind Kirchenleitende aus den Regionen Mittel- und Osteuropa, Mittel- und Westeuropa und Nordische Länder in Vorbereitung auf das bevorstehende 500-jährige Jubiläum des Augsburger Bekenntnisses im Jahre 2030 der Frage nachgegangen, was es bedeutet, eine bekennende Gemeinschaft zu sein.

Nach einer Eröffnungsansprache der LWB-Generalsekretärin Pfarrerin Dr. Anne Burghardt ging der Assistierende Generalsekretär des LWB für Ökumenische Beziehungen, Pfr. Prof. Dr. Dirk Lange, auf den Zusammenhang zwischen dem in ein paar Jahren anstehenden Jubiläum des Augsburger Bekenntnisses und dem 1.700-jährigen Jubiläum des Konzils von Nizäa ein, das wir in diesem Jahr feiern. Er wies darauf hin, dass sowohl das Nizänische Glaubensbekenntnis als auch das Augsburger Bekenntnis in einem spezifischen historischen, politischen und religiösen Kontext verfasst worden seien und dass uns beide „auffordern, eine für unseren heutigen Kontext passende Sprache zu finden“. Auch in Nizäa, so Lange, hätten die Kirchenleitenden versucht, einen Weg zu finden, das Evangelium in einer für ihre Zeit passenden Art zu verkündigen, da sie mit „irreführenden Theologien“ konfrontiert waren. Ein Glaubensbekenntnis, so führte er aus, widerstehe „der Versuchung, eine vergangene Epoche wiederherzustellen“.

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Prof. Dr. Dirk Lange

Prof. Dr. Dirk Lange, der Assistierende Generalsekretär für ökumenische Beziehungen beim LWB, spricht auf der Europäischen Kirchenleitungskonferenz in Riga, Lettland. Foto: LWB/A. Hillert

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Pfarrerin Dr. Arnfrídur Gudmundsdóttir (rechts), und Bischof Tamás Fabiny

Pfarrerin Dr. Arnfrídur Gudmundsdóttir, LWB-Vizepräsidentin für die Region Nordische Länder (rechts), und Bischof Tamás Fabiny, LWB-Vizepräsident für die Region Mittel- und Osteuropa (links), feiern im Rahmen der Europäischen Kirchenleitungskonferenz in Riga einen Abendmahlsgottesdienst. Foto: LWB/A. Hillert

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Bischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt

Bischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, Vizepräsidentin für die Region Mittel- und Westeuropa, hält auf der Europäischen Kirchenleitungskonferenz eine Rede. Foto: LWB/A. Hillert

Auch das Augsburger Bekenntnis, so Lange, formuliere „den alten Glauben der Kirche“ neu und stelle dabei aber „Gottes Rechtfertigungswerk in Jesus Christus in den Mittelpunkt allen Lebens, aller Lehren und selbst in den Mittelpunkt der Kirche“. Diese konfessionelle Identität bestimme unser Verständnis davon, was es heißt, eine Gemeinschaft zu sein, erklärt Lange, „kein identitätsstiftendes Merkmal, das Abgrenzung oder Spaltung erzeugt, sondern ein großzügiges ökumenisches Angebot an die gesamte Kirche“. Kirchenleitenden seien nach Auffassung Langes in der heutigen Zeit aufgerufen, sich mit kritischen und polarisierenden Fragen aus der Sicht von „Gottes Einbruch und Gottes Rechtfertigungsakt“ auseinanderzusetzen, „die beide befreien und transformieren“.

In Gruppendiskussionen wurden einige der spaltenden Themen erörtert, mit denen alle Kirchen heute konfrontiert sind, darunter Themen wie Geschlechtergerechtigkeit und die Gleichstellung und Ordination von Frauen. Die Teilnehmenden stellten fest, dass Hoffnung zwiespältig sein könne, wenn Überzeugungen rund um Identität und Würde miteinander in Konflikt geraten. Generalsekretärin Burghardt sagte dazu: „Wir haben die große Vielfalt unserer lutherischen Gemeinschaft erlebt, die sich sogar in den drei europäischen Regionen zeigt. Diese Erfahrung ruft uns auf, noch genauer zuzuhören und irreführende Theologien zu bekämpfen, wobei wir gleichzeitig zu Großzügigkeit und Mitgefühl in unserem Glaubensbekenntnis aufgerufen sind.“

Wir müssen zusammenkommen und uns gegenseitig helfen, zu verstehen, was es beutet, eine hoffnungsvolle Gemeinschaft zu sein.

Pfarrerin Dr. Arnfrídur Gudmundsdóttir, LWB-Vizepräsidentin für die Region Nordische Länder

Die LWB-Vizepräsidentin für die Region Nordische Länder, Pfarrerin Prof. Dr. Arnfríður Guðmundsdóttir, sprach über die wichtige Aufgabe der Kirchen, sich mit den eigenen Herausforderungen auseinanderzusetzen, um so für in der Gesellschaften insgesamt Zeichen der Hoffnung setzen zu können. „Vielen Menschen fällt es derzeit schwerfällt, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken“, sagte sie. „Deshalb müssen wir zusammenkommen und uns gegenseitig helfen, zu verstehen, was es beutet, eine hoffnungsvolle Gemeinschaft zu sein, ein Ort, an den Menschen kommen und sich zugehörig fühlen können, wo sie Kraft schöpfen und Mut fassen können, hinauszugehen und sich den eigenen täglichen Problemen zu stellen.“

Bischof Tamás Fabiny, Vizepräsident für die Region Mittel- und Osteuropa, unterstrich, wie wichtig es war, diese Konferenz im Baltikum zu veranstalten, da Russlands Krieg gegen die Ukraine den Nachbarländern nach wie vor große Sorgen bereite. „Viele Menschen haben Angst, in den Krieg hineingezogen zu werden“, sagte er, deshalb „ist es die Aufgabe der Kirche, sich wirklich für Frieden und Versöhnung einzusetzen“.

Bischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, Vizepräsidentin für die Region Mittel- und Westeuropa, betonte, dass in Europa „auf ganz neue Art Spannungen entstehen und die Polarisierung und die Konflikte zwischen reichen und armen Menschen zunehmen“. Sie sagte: „Es ist gut, dass wir hier zusammenkommen können, um miteinander zu sprechen, gemeinsam unseren Glauben zu bekennen, zu singen und zu beten, und so eine Gemeinschaft über aller Ländergrenzen hinweg sein können. Das ist wirklich ein Zeichen der Hoffnung.“

LWB/P. Hitchen
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Latvia