Tigray: Hilfsprogramm gestartet

Der Bürgerkrieg in Äthiopien hat sich Ende 2021 von Tigray in die umliegenden Regionen ausgebreitet. Das Auswärtige Amt fordert alle Deutschen auf, Äthiopien zu verlassen. Der Lutherische Weltbund und die äthiopische Kirche sind und bleiben vor Ort. In einem Soforthilfeprogramm wollen sie mindesten 2.000 Menschen mit Nahrungsmitteln helfen.

Kein Essen, kein Dach über dem Kopf

Es riecht stechend nach Urin. Zwischen den halbfertigen Gebäuden muss man aufpassen, nicht in menschliche Exkremente zu treten. Über 130.000 Menschen hausen hier in Zenzelema in Nord-Äthiopien, geflohen aus Angst vor den vorrückenden Rebellentruppen aus Tigray. Sie haben kein Essen, kaum Wasser und auch keine Toiletten. Ohne schnelle Hilfe ein Brutherd für Katastrophen.

Viele der Geflohenen sind Frauen mit Kindern, wie die 26-jährige Getitu. Sie verließ ihre Heimat Lalibela, als die Rebellen einrückten: „Die Soldaten nahmen unser Haus und unser Essen. Wir flohen, bevor sie uns etwas antun konnten.“ Als sie in Zenzelema ankamen, waren die Gebäude schon übervoll. Sie leben und schlafen jetzt unter freiem Himmel. Nur wenige Mütter haben Decken oder Kleidung für die Kinder.

Menschen hungern

Die größte Not ist aber der Hunger. Die Einheimischen haben etwas gespendet und vereinzelt helfen Hilfsorganisationen. Aber es reicht vorne und hinten nicht bei der Masse von Menschen.

Der Lutherische Weltbund hat gemeinsam mit der Kirche vor Ort ein Sofortprogramm gestartet: Mindestens 1.300 Menschen erhalten Mehl, Bohnen und Öl, um den größten Hunger zu stillen. 23 € kostet dies pro Person für einen Monat. Stillende Mütter und Säuglinge bekommen zusätzliche Nahrung. Außerdem sollen die hygienischen Zustände verbessert werden. Durchfallerkrankungen sind in dem dicht besiedelten Lager schon schlimm genug, aber ein Corona-Ausbruch wäre für die geschwächten Menschen verheerend.

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Krieg entzweit Familien

Tse’ada ist mit ihren drei Kindern in Zenzelema. Sie flohen in vier Stationen über 400 km. Wie viele Männer ist Tse’adas Ehemann vom Militär eingezogen worden. Sie weiß nicht, ob er noch lebt, hat keinen Kontakt zu ihm. Dabei würde sie ihm so gerne sagen, dass er wieder Vater wird. Tse’ada hat es auf der Flucht festgestellt. Jetzt braucht sie ausreichend Nahrung: 15 kg Weizenmehl, 3 Dosen Bohnen und einen halben Liter Öl soll sie vom Lutherischen Weltbund bekommen. Das kostet 23 € für einen Monat. Ihr Traum? Das Baby zuhause zu bekommen – wieder vereint mit ihrem Mann.

 

Tse’ada und ihr Baby sollen genügend Nahrung vom LWB bekommen. © LWB Äthiopien

Angst treibt Menschen in die Flucht

Gwada ist eine 42-jährige Witwe. Zuhause in Raya Kobo schnitt sie Zwiebeln für Hotelküchen, um die Familie zu ernähren. Umgerechnet 5 Cent erhielt sie pro Kilo. „Wir waren nicht reich, aber wir hatten ein Dach über dem Kopf und die Kinder gingen zur Schule. Ich wollte nicht weg“, sagt sie und unterdrückt Tränen, „aber ich habe gehört, was die Soldaten mit jungen Frauen machen. Ich konnte meine Tochter dieser Gefahr nicht aussetzen.“ Ihre Tochter Efrata ist 15, ihr Sohn Nebiyou 10. Beide verpassen den Schulunterricht zuhause und wissen nicht, wann sie wieder lernen können.

Gwada und ihre Kinder Efrata (rechts) und Nebiyou (links). © LWB Äthiopien

Die Kleinsten sind in Gefahr

Für die Babys und Kleinkinder in Zenzelema ist die Situation besonders schlecht. Es gibt keine Milch oder Säuglingsnahrung. Viele Mütter essen zu wenig, um ihre Kinder ausreichend stillen zu können, und Magen-Darm-Erkrankungen können für Babys lebensbedrohlich sein. 770 Kinder oder stillende Mütter werden daher vom Lutherischen Weltbund mit Spezialnahrung versorgt. Für einen Monat kostet das rund 10 € zusätzlich pro Mutter und Kind.

Eine junge Mutter mit ihrem Baby. © LWB Äthiopien

 

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