Friedensoase für Flüchtlingskinder

Seit dem Beginn des Krieges in Syrien 2011 haben über sechs Millionen Menschen das Land verlassen. Allein 662.000 sind nach Jordanien geflohen. Auch aus dem Irak suchen Zehntausende Schutz in dem kleinen Land im Nahen Osten. Der Lutherische Weltbund (LWB) hilft Flüchtlingen und Bedürftigen in Jordanien dabei, ihre Lebensbedürfnisse zu decken und Kriegstraumata hinter sich zu lassen.

Es fing an, als Laylas Vater nicht mehr nach Hause kam. „Manche erzählten, er sei getötet worden. Andere sagten, er sei im Gefängnis“, erzählt ihre Mutter. Von dem Tag an hörte Layla auf, mit Menschen zu sprechen. Die Familie überlebte Bomben und Raketen in Syrien, immer in der Hoffnung, dass der Vater eines Tages zurückkehren würde. Dann aber wurde die Gefahr zu groß. „Ich sah fünf Männer direkt vor meinen Augen sterben.“ Da verließen sie ihre Heimat. Nach einer langen und gefährlichen Flucht erreichte die Familie das jordanische Flüchtlingslager Za’atari, kurz hinter der syrischen Grenze.

Etwa 76.000 Menschen leben hier in Zelten und Containern in einer improvisierten Stadt. Viele haben in der Heimat alles zurückgelassen, aber von Krieg und Flucht Verletzungen davongetragen, wie Layla. Psychische Probleme von Kindern sind keine Seltenheit, wissen die Mitarbeitenden des Lutherischen Weltbundes in Za’atari: „Wir haben Kinder mit Depressionen, andere sind aggressiv oder haben Essstörungen.“

 

Mitarbeitende des Lutherischen Weltbundes kümmern sich um die Kinder in Za’atari. Foto: LWB/A. Hillert

 

Ein geschützter Raum

Für Kinder wie Layla hat der LWB ein spezielles Angebot in Za’atari geschaffen: Ein Kinder- und Jugendzentrum bestehend aus neun Containern, einem Sportfeld und einem Gartenbereich. Die Kinder haben es Friedensoase getauft. Dort geht es vor allem um Gemeinschaft, was sich einfacher anhört, als es ist: Viele Kinder sind im Krieg aufgewachsen und haben nie gelernt, Meinungsverschiedenheiten zu tolerieren oder Konflikte friedlich auszutragen. Ein normaler Umgang muss erst geübt werden. Wie Layla haben zudem viele Flüchtlingskinder Erfahrungen gemacht, die sie nicht verarbeiten konnten und die auch die Eltern überfordern. Sport, psychologische Begleitung und Kreativangebote sind daher wichtige Angebote, um die traumatisierten Kinder zu erreichen und ihnen zu helfen.

 

Handwerkszeug: In der Friedensoase lernen Jugendliche Berufsfertigkeiten, z. B. eine komplizierte Rasurtechnik. Foto: DNK/LWB, F. Hübner

 

Fertigkeiten erlernen

Jugendliche erhalten außerdem die Möglichkeit, sich weiterzubilden. In Kursen werden Computerkenntnisse vermittelt sowie Berufsfertigkeiten von Friseuren oder Schneiderinnen. Das soll die Chancen verbessern, dass die Jugendlichen einen Job finden können – im Lager, aber auch nach dem Krieg. „Wir wollen verhindern, dass eine Generation ohne Chancen in Za’atari heranwächst“, betonen die LWB-Mitarbeitenden. Und auch Erwachsenen bietet die Friedensoase Unterstützung, z. B. Selbsthilfegruppen für Eltern traumatisierter Kinder.

So heilt die Friedensoase Wunden, die durch Krieg und Unfriede entstanden sind. Layla hat die Kraft der Friedensoase erfahren. Sie spricht wieder und lebt auf. Manchmal stellt sie sich vor, wie andere Kinder leben, die nicht als Flüchtlinge aufwachsen. „Diese Kinder leben in guten Bedingungen. Aber das taten wir vor dem Krieg auch“, sagt sie. „Wir hatten ein glückliches Leben. Wir waren wie sie!“

Der LWB in Jordanien

Der Lutherische Weltbund arbeitet seit 2012 in Jordanien – im Flüchtlingslager Za’atari, aber auch außerhalb. In den Regionen Zarqa und Irbid betreibt das Team Gemeindezentren mit verschiedenen psychosozialen Angeboten für Flüchtlinge und Einheimische. Seit kurzem ist der LWB auch in der Hauptstadt Amman tätig, wo zum Beispiel Schulen unterstützt werden. Bitte stehen auch Sie den Menschen in Jordanien zur Seite!

Jetzt spenden:

Helfen Sie, Kindern in Za’atari einen Raum zum Spielen zu geben.
Fördern Sie Kurse, die das friedliche Zusammenleben stärken.
Ermöglichen Sie einem Jugendlichen eine Friseurkurs.